Historie Seite 2

Vereinschronik 1924 – 1964

(Herausgegeben anlässlich des 40- jährigen Bestehens am 1. April 1964)

Das zweite Jahrzehnt bis zum Beginn des Krieges 1934 – 1939

Die zweiten zehn Jahre nach der Gründung fallen zusammen mit der Entfaltung der
nationalsozialistischen Machthaber.
Diese Entwicklung drückte auch dem Segelverein Burg ihren Stempel auf.
Aus den Protokollbüchern ging hervor, dass man genötigt war, gemeinsame Eintopfessen
im Bootshaus zu veranstalten mit anschließender Sammlung für das Winterhilfswerk. Und
es dauerte nicht lange, bis die gesetzliche Vorschrift erlassen wurde, nur noch die neue
Nationalflagge zu führen.
Der Verein wurde gezwungen, eine neue Einheitssatzung anzuerkennen und die
Entscheidungen des Vorstandes unterlagen bis zu einem gewissen Maße den Vorschriften
und Gesetzen der damaligen Zeit.
Diese gingen so weit, dass 1933 der damalige Vorsitzende C. Hartwig zurücktreten musste
und ein neuer Vorsitzender, Herr Faasch vom ehemaligen Reichssportbund eingesetzt
wurde.
Das Vereinsleben ging aber weiter, wenn auch die derzeitigen wirtschaftlichen
Verhältnisse, die Arbeitslosigkeit und andere Zeiterscheinungen eine Aufwärtsentwicklung
des Vereins stark hemmten.
Dieses kam auch im Bootsmaterial zum Ausdruck. Die wenigsten Segelboote waren
vermessen und konnten sich an den meisten der ausgeschriebenen Regatten nicht
beteiligen.
Auch musste der Verein auf die weniger kapitalkräftigen Mitglieder Rücksicht nehmen und
so wurde beschlossen, bei Arbeitslosigkeit das Bojengeld zu erlassen.

Der Mitgliederbestand hatte sich erheblich verringert und betrug im Jahre 1935 nur noch
22 aktive und 10 passive Mitglieder.
Der Jahresbeitrag war inzwischen auf RM 36,00 angehoben worden, aber es war trotzdem
nicht einfach, den finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.
Hinzu kam, dass es sehr schwer war, jüngere Leute für den Verein zu interessieren, so dass
der Verein vor Nachwuchsproblemen stand.
Der Wirtschaftbetrieb lief auch nicht mehr, denn Frau Herkamp, die den ersten Ökonom
abgelöst hatte, konnte nicht wirtschaften und kam ihren Verpflichtungen dem Verein
gegenüber nicht pünktlich nach.

Die Sorgen waren 1935 also groß.
Das Dach des Bootshauses musste repariert werden, eine Überholung der inzwischen in
Selbsthilfe gebauten schwimmenden Anlage war notwendig und der Vorstand suchte nach
einer Lösung, wie man aus dieser Misere herauskommen konnte.
Die Mitglieder kamen überein, dass es ohne Umlage nicht ginge und da die Beteiligung an
den Arbeitsdiensten, der freiwillig war, zurückgegangen war, wurde zusätzlich
beschlossen, ihn in einen Zwangsarbeitsdienst umzuwandeln. Jetzt mussten alle, auch die
älteren Mitglieder teilnehmen.
Mit diesen Beschlüssen konnte man trotz anfänglicher Schwierigkeiten am Jahresende
1935 auf einen schönen Erfolg zurückblicken.
Das Bootshaus war innen und außen gestrichen,der Fußboden erneuert und aus
preisgünstig gekauften Feldbahnschienen war ein Slip für die Anlage gebaut worden.
Besonders stolz war man darauf, dass es trotz der finanziellen Schwierigkeiten gelungen
war, das Bootshaus mit fließendem Wasser zu versehen.
Gleichzeitig war ein Gasanschluss hergestellt worden, s.d. die Petroleumlampen gegen
Gaslampen ausgewechselt werden konnten. Diese waren von den Mitgliedern gespendet
worden.

Das Vereinsleben nahm einen neuen Aufschwung.
Auf der Anlage war während des ganzen Sommers Hochbetrieb und es wurde eine
Gemeinschaftsfahrt nach Sandstedt durchgeführt.
Der Vorstand beschloss, die alten Mitglieder, die dem Verein für mehr als zehn Jahre die
Treue gehalten hatten, besonders zu ehren und man verlieh die ersten silbernen
Ehrennadeln an die Mitglieder Gebers, Kohlstruk, Kuhnt, Faasch und Twachtmann.
Weiter wurde eine Clubkapelle gebildet und der Verein spendierte für den wöchentlichen
Übungsabend jeweils eine Flasche Bier und erklärte sich bereit für Schäden an den
Instrumenten aufzukommen, soweit diese bei der Benutzung für den Verein entstanden.

Wie auch im Vorjahr wurde auch 1936 H. Faasch wieder Vorsitzender.
Die Mitgliederzahlen und Beitragseinnahmen hatten sich nicht verändert.
Neue Aufgaben standen aber bevor, denn die Paddler, die dem Verein angehörten, äußerten
ihre Wünsche nach einem Schuppen für die Lagerung ihrer Boote.
Es wurde beschlossen, einen solchen Schuppen zu bauen und im Frühjahr 1936 wurde in
Selbsthilfe der Anbau des Bootshauses verlängert.
Nach Fertigstellung hatten etwa 8-9 Paddelboote oder Kanadier Platz.
Diese Kapazität war durch die vereinseigenen Boote nicht auszunutzen. Man bemühte sich
daher, im Laufe des Sommers weitere Paddler und Kanuten für den Verein zu gewinnen,
um möglichst schnell durch die zusätzlichen Beiträge das investierte Geld wieder
hereinzuholen.
Als weitere Verbesserung wurde für die Paddler die Brücke zum Anleger verbreitert.

Für die Besitzer der größeren Boote ergab sich 1936 eine neue Situation, weil die Firma
Kahrs & Hincke der das Grundstück und das Gebäude für das Winterlager gehörte, ihren
Besitz verkauft hatte und der neue Inhaber Drettmann möglichst schnell die Nutznießung
haben wollte.
Es war daher nicht damit zu rechnen, dass der Verein auch im kommenden Winter seine
Boote wieder in der alten Unterkunft lagern konnte und die Eigner mussten sich nach
etwas anderem umsehen.
Die Slipanlage auf dem nördlichen Lesumufer stand dem Verein gegen ein jährliches
Entgelt von RM 30,00 jedoch weiter zur Verfügung.

Der Wirtschaftsbetrieb war seit Oktober 1935 an den neuen Ökonomen Hanebaum
übergeben worden, der sich mit viel Interesse für die Belange des Vereins einsetzte und ab
Januar 1936 auch die Geschäfte des Kassierers übernahm.Es war erstaunlich festzustellen,
dass der Umsatz stieg und der Verein wieder Nutzen aus dem Wirtschaftbetrieb ziehen
konnte.

In sportlicher Hinsicht trat der Verein 1936 nicht sonderlich hervor, obwohl sich einige
Segler an der Weser-Woche beteiligten.
Die Boote waren noch nicht konkurrenzfähig. Das Interesse des Vereins an den Regatten
war jedoch vorhanden und der Vorstand förderte die Beteiligung durch Übernahme des
Startgeldes.

Das folgende Jahr 1937 brachte wieder neuen Zuwachs und der Verein zählte im Sommer
des Jahres 45 Mitglieder.
Trotzdem hatte man fortwährend Schwierigkeiten, die notwendigen Arbeiten an Bootshaus
und Anlage durchzuführen, weil sich ein großer Teil der Mitglieder passiv verhielt.
Es musste unbedingt etwas geschehen und so wurde entschieden, dass jedes Mitglied im
Jahr RM 6,00 für Arbeitsdienste zu zahlen hatte und der Vorstand von diesem Geld Leute
anstellte, die gegen Bezahlung arbeiteten.
Da auch das Interesse an den Mitgliederversammlungen nachließ, wurde ein Strafgeld von
RM 3,00 für unentschuldigtes Fehlen eingeführt.

Die Paddler hatten neue Wünsche und wollten einen Schuppen auf dem Deichvorland, um
Liegeplätze für etwa 30-40 Boote zu schaffen.
Dieses Projekt scheiterte aber daran,dass die behördliche Genehmigung nicht erteilt wurde.
Anstelle dessen wurde geplant, sobald wie möglich für die Paddler einen eigenen Anleger
und Steg zu bauen.

Im Zuge von Einsparungsmaßnahmen entschloss sich der Vorstand die Slipanlage vom
Nordufer auf das Vereinsgelände am Südufer zu bringen und somit die Pacht zu sparen.

Der Ökonom Hanebaum schied 1937 aus und wurde an Heinrich Grote übergeben, der
gleichzeitig als Kassierer für den Verein tätig war.

Im Frühjahr 1938 wurde mit dem Bau des neuen Anlegers und des Stegs für die Paddler
begonnen, die dann endlich einen eigenen Zugang zum Wasser hatten und den Verkehr auf
der Brücke zur schwimmenden Anlage nicht mehr behinderten.
Die Arbeiten wurden in Selbsthilfe durchgeführt und mit einer Uferbefestigung des
Deichvorlandes verbunden.

Der Vorstand pachtete das Vordeichgelände, um sich die Wasserrechte zu sichern und eine
evtl. Verlängerung der Anlage nicht zu gefährden.
Aber die Mitgliederzahlen gingen zurück. Eine Verlängerung der Anlage war nicht nötig
und am Ende des Jahres hatte der Verein noch ganze 34 Mitglieder.

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Im Frühjahr 1939 trat auf der Hauptversammlung der langjährige Vorsitzende H. Faasch
zurück. Die Mitglieder wählten den bereits seit 1930 im Vorstand tätigen Rudolf
Battermann zum 1. Vorsitzenden.

Am politischen Himmel zeigten sich bereits die ersten dunklen Wolken, aber der neue
Vorsitzende konnte nicht ahnen, dass es ihm beschieden sein sollte , den Verein durch die
folgenden schweren Kriegsjahre bis zur Auflösung durch die amerikanische
Militärregierung zu führen.

Doch zunächst entwickelte sich der Verein unter Battermann 1939 sehr positiv. Die
Mitgliederzahl stieg auf 47, der Paddlerschuppen wurde zu klein, der Umsatz in der
Wirtschaftskasse stieg wieder an.

Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 fand diese positive
Entwicklung ein jähes Ende.

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