Historie Seite 4

Vereinschronik 1924 – 1964

(Herausgegeben anlässlich des 40- jährigen Bestehens am 1. April 1964)

Neubeginn 1946

Die Zwangsauflösung des Vereins konnte die wenigen verbliebenen Mitglieder allerdings
nicht entmutigen.
Das Bootshaus war weiterhin Treffpunkt, wenn auch die Ausübung des Sports nach der
Besetzung in der ersten Hälfte 1946 nicht möglich war.

Am 21. April 1946 trafen sich dann 34 alte und neue Vereinskameraden, um in einer
Versammlung den Verein neu zu gründen.

Als Versammlungsleiter amtierte Ludwig Fisser und zum neuen Vorsitzenden wählte man
Fritz Stelter. Er hatte die Aufgabe, die Neugründung bei der amerikanischen
Militärregierung zu beantragen.

Unabhängig davon wurde die Anlage, soweit sie den Krieg überstanden hatte, wieder zu
Wasser gebracht und im Juli 1946 waren die ersten Boote wieder segelklar.
Das befahren der Lesum und der Weser waren aber nur mit einer Sondergenehmigung
gestatten und so beantragten die Bootseigner eine Genehmigung zum Fischen und Angeln.
Diese wurde auch für bestimmte Abschnitte der Lesum und Weser erteilt und zur
Ausrüstung der Boote gehörten ab sofort Angelrute und Regenwürmer, um bei Kontrollen
nachweisen zu können, dass das Boot tatsächlich nur zum Angeln diente.

Die offizielle Genehmigung der Militärregierung zur Vereinsgründung wurde am 7.
November 1946 erteilt.

Der Bootshausbetrieb fand noch nicht wieder statt, weil keine Kohlen verfügbar waren.
Aber im Frühjahr 1947 ging es mit dem Vereinsleben und der Sportausübung langsam
wieder aufwärts. Allerdings mussten zuerst 2 Wracks von gesunkenen Minenräumbooten
gehoben werden, die der Anlage des Vereins im Wege lagen. Die geschah auf Antrag des
Vorstandes bei den zuständigen Behörden.

Im Frühjahr 1948 trat Fritz Stelter als Vorsitzender zurück und übergab sein Amt an
Ludwig Fisser.

Die Anlage war inzwischen wieder für die gemeldeten Boote groß genug. Die
vordringlichste Arbeit war die Überholung des Bootshauses.
Mit viel Mühe gelang es im Juni ein Gerüst zu besorgen und die Mitglieder schlugen
bereits den Putz von den Wänden, als sich ein neues Hindernis in den Weg stellte.
Sämtliche Geldmittel des Vereins gingen durch die Währungsreform verloren und der
Kassenbestand betrug nach der Geldumstellung gerade einmal DM 45,00.

Die Überholungsarbeiten mussten eingestellt werden, bis durch Versammlungsbeschluss
eine Umlage erhoben wurde, die dann eine Fortsetzung der Arbeiten ermöglichte.

1948 wurden auch wieder die ersten Feste gefeiert. Allerdings mussten zum Sommerfest
die Essbestecke mitgebracht werden, aber es war ein voller Erfolg.
Das Absegeln fand mit einer Gemeinschaftsfahrt nach Elsfleth statt und noch im November
schloss sich eine Herrentour an.

1949 feierte man zusammen mit den Nachbarvereinen Luv und Neptun, die auch 1924
gegründet waren die 25-jährigen Vereinsjubiläen mit einem Schipperball im Burger
Bootshaus und es gab eine Jubiläumsregatta der drei Vereine.

Die Vereinsflotte bestand in diesem Jahr aus 16 Seglern und 5 Kanadiern. Motorboote gab
es keine.
Die Segler beteiligten sich an verschiedenen Regatten und konnten auch viele Preise
erringen.Die ersten Nachkriegs-Urlaubsfahrten fanden wieder zu den Ostfriesischen Inseln
und zur Ostsee statt.

Die nächsten Jahre nahmen einen normalen Verlauf. Man bemühte sich die Kriegsfolgen zu
überwinden. Verbesserungen an Bootshaus und Anlage wurden vorgenommen, es wurde
ein Telefonanschluss eingerichtet, Regatten wurden mit den Nachbarvereinen ausgetragen
und jede Menge Feste gefeiert.
Die Vereinsflotte vergrößerte sich jedoch nicht und die Mitgliederzahl blieb annähernd
gleich.
1950 musste die Brücke zur Anlage erneuert werden. Das Geld war sehr knapp und die
Mitgliederzahl sank auf insgesamt 32 Aktive und Passive.

Anfang 1952 bestand die Flotte immer noch aus 16 Seglern.
Die Anlage war hierfür ausreichen, aber der Verschleiß war während des Krieges und in
den Jahren danach sehr stark gewesen und man entschloss sich eine neue Anlage aus Eisen
zu bauen.Es bedurfte mehrerer Versammlungen, bis endlich der Entschluss gefasst wurde
hierfür einen Kredit aufzunehmen. Im Herbst 1952 wurde die neue Anlage in Auftrag
gegeben.

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1953 übernahm Paul Mannchen den Vereinsvorsitz von Ludwig Fisser. Der Vereins-
Ökonom Heinrich Grote, der seit 1937 für den Verein tätig war kündigte wegen
Wohnungswechsel und im November 1953 übernahm H. Peukert den Wirtschaftsbetrieb.

Die neue Anlage kam ins Wasser. Sie war 74 m lang und hatte gegenüber der alten
Holzkonstruktion große Vorteile beim Arbeitsdienst.
Aber der Verein wuchs wieder und Ende 1953 hatte man 50 Mitglieder. Man musste
ernsthaft überlegen, die neue Anlage zu verlängern, um allen Mitgliedern Platz für ihre
Boote anzubieten.

1954 wurde die Anlage dann bereits auf 100m verlängert.
Die Urlaubsfahrten wurden bis Malmö in Schweden (SY „Tramp“) und bis England (SY
„ Tümmler“) durchgeführt.

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Es ging wieder aufwärts. 1955 wurde der Beitrag erhöht, die Kosten waren nicht mehr zu
decken. Der Umsatz in der Wirtschaftskasse stieg und man schaffte ein neues Arbeitsboot
und einen kleinen Musikschrank für die Festlichkeiten im Bootshaus an.

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Inzwischen gab es auch wieder Motorboote im Verein und aus den meisten Jollen waren
eingedeckte Jollenkreuzer und Kielschiffe geworden.

Auf der Jahreshauptversammlung im Frühjahr 1956 wurde der Vorsitzende Paul Mannchen
nicht wiedergewählt und der Vorsitz ging wieder an Rudel Battermann.
Man wollte schnellstmöglich die Darlehensschulden tilgen, aber da der alte Anleger
ausgedient hatte und nicht mehr zu gebrauchen war, musste Ersatz geschaffen werden.
So wurde 1957 ein neuer Ponton beschafft, und man glaubte hiermit in den folgenden
Jahren keine weiteren größeren Ausgaben zu haben.
22 Boote lagen an der Anlage und man traf sich wieder zu einen Weihnachtsfeier im
Bootshaus. Insgesamt war der Verein 46 Mitglieder groß.

1958 begann mit einer Beschädigung der schwimmenden Anlage durch ein Bockschiff, das
gegenüber an der Lesum zu Wasser gelassen wurde. Zum Glück lagen noch keine
Vereinsboote an der Anlage, die an Land repariert werden musste Die Vereinboote musste
vorübergehend die Gastfreundschaft der Nachbarvereine in Anspruch nehmen.

Im Laufe des Sommers 1958 bekamen die Burger einen attraktiven Nachbarn. Die
Burmester-Werft hatte stromabwärts einen Anleger für die Aschanti 4 geschaffen. Die An-
und Ablegemanöver fanden immer großes Interesse bei Vereinsmitgliedern und
Spaziergängern.
Allerdings war eine Vergrößerung der Vereinsanlge durch die Aschanti 4 flußabwärts
blockiert und auch flußaufwärts gab es keine Erweiterungsmöglichkeit.

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Erneuerungen am Bootshaus und an der Anlage wurden zurückgestellt, zumal die Zukunft
des Vereins durch Planung einer neuen Brücke und eines Sperrwerks an der Lesum
ungewiss war.
Viele Mitglieder wollten in den Grohner Hafen abwandern.

Als 1959 immer noch keine politischen Entscheidungen über Brücke und Sperrwerk
getroffen waren, beruhigte sich das Vereinsleben wieder und man investierte in die
Renovierung des Bootshauses: der Clubraum wurde überholt.
Die Bootsleute Peukert kündigten im November 1959 und die Bewirtschaftung übernahm
Bootsmann Willi Jahn.

Im Frühjahr 1960 wurde die Anlage flußauwärts verlängert und war insgesamt ca. 120 m
lang. Die Boote wurden immer größer, an der Anlage lagen 13 Segel und 5
Motorboote.Außerdem lagen noch 2 Kanadier im Schuppen.

Im Herbst verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Rudel Battermann und auf der
Hauptversammlung 1961 übernahm Rolf Morisse den Vorsitz.
Rudel Battermann hatte über 30 Jahre ehrenamtlich dem Verein gedient.

Unter dem neuen Vorstand wurde der Toilettenanbau fertiggestellt und eine Wasserleitung
in den Clubraum und zum Anleger verlegt.
Die Satzung wurde geändert und ließ nur noch eine begrenzte Anzahl Motorboote im
„Segel“-Verein zu.Die Flotte bestand nun aus 21 Segelbooten, 3 Motorbooten und einem
Kanadier. Die Anlage war bis auf den letzten Platz ausgenutzt.

1962 begann mit dem Jahrhunderthochwasser am 16/17 Februar.
Das Wasser stand bis an die Deichkrone und überspülte diese zum Teil.
Am Bootshaus gab es kaum Schaden, lag es doch hinter dem Deich. Allerdings gab es
viele Schäden an den im Vordeichgelände lagernden Booten.
Wieder einmal wurde das Bootshaus überholt und der Clubraum erhielt neues Gestühl, eine
neue Theke, einen neuen Fußboden und neue Lampen.
Der sportliche Höhepunkt war in diesem Jahr das gute Abschneiden des Burger Folkeboots
„Askee 3“, das bei der Kieler Woche bestes deutsches Folkeboot wurde.

1963 hatte die Deutsche Bundespost ein Telefonkabel durch die Lesum und über das
Vereinsgrundstück zu legen. Dadurch konnte die Anlage erst im Mai ausgebracht werden.
Mit 19 Segel- und 3 Motorbooten war die Anlage wieder voll belegt.

1964 feierte man das 40 jährige Vereinsjubiläum, der Deich wurde verbreitert und erhöht
und das Bootshaus wurde an die Kanalisation angeschlossen.

…erlebt und wiedergegeben von Josef Kraus, Hermann Schütze und Rudel Battermann, zusammengestellt
von Herbert Bülte (1964) und überarbeitet von Henry Kohlstruk (2012)

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